Bergwanderwoche im Schlerngebiet

14.08.2022

Die Dolomiten, genauer gesagt die Region rund um das Schlern-Massiv, waren das Ziel der diesjährigen Bergwanderwoche. Insgesamt 15 Mitglieder, darunter neun Frauen und sechs Männer, fuhren frühmorgens in Fahrgemeinschaften zum geplanten Ausgangspunkt der Tour auf den Parkplatz von Weisslahnbad im Tierser Tal.

Dort gab es die erste Überraschung. Sowohl der große Wanderparkplatz sowie auch alle sonst noch nutzbaren Parkgelegenheiten waren besetzt. Als einzige Alternative bot sich der öffentliche Parkplatz in St. Zyprian an, der jedoch die ohnehin schon ambitionierte Aufstiegstour zur Tierser Alpl Hütte um eine dreiviertel Stunde Gehzeit und mehr als 100 zusätzliche Höhenmeter verlängerte. Bei bestem Wanderwetter ging es gegen 11:00 Uhr los. Nach kurzem steilen Aufstieg wurde das langgestreckte Tschamintal erreicht, an dessen Ende es erneut zur Sache ging.

Über steile Hänge und seilversicherte Felspassagen des Bärenlochs wurde sehr schnell Höhe gemacht, bis nach etwa fünf schweißtreibenden Stunden die Tierser Alpl Hütte endlich gesichtet werden konnte. Jede Verschnaufpause wurde mit einem Blick auf das rückwärtsliegende grandiose Panorama der steil aufragenden Felsformationen des Rosengarten belohnt. Nach mehr als 6 Stunden Gehzeit und mehr als 1300 bewältigten Höhenmetern konnte sich die Gruppe auf der sonnigen Terrasse bei den verschiedenen Erfrischungen von den Aufstiegsstrapazen erholen.
Am darauffolgenden Tag stand eine Tour zur Grasleitenhütte im Rosengarten auf dem Programm, die mit leichtem Gepäck trotz steiler An- und Abstiege überraschend gut zu gehen war. Selbstverständlich nicht ohne eine Einkehr auf der ebenso gemütlichen wie urigen Grasleitenhütte.

Tag drei war einem Hüttenwechsel vorbehalten. Über einen Umweg durch das bezaubernde Val Duron wurde bei erneut bestem Wanderwetter zur Plattkofelhütte gewechselt. Fast immer im Blickfeld die hoch aufragende Marmolada, der einzige (noch) vergletscherte Berg der Dolomiten. Verglichen mit der ersten Zustiegstour zur Tierser Alpl Hütte eine richtige Genießer-Bergwanderung. Einfach nur schön und ohne sportliche Herausforderungen.

Trotz der bekanntlich vielen Tagesgäste auf der gut erreichbaren Plattkofelhütte konnte für alle ein Platz auf der großen Sonnenterasse ergattert werden, was für einen stimmungsvollen Tagesausklang mit ungehindertem Blick auf Plattkofel, Langkofel und Schlern sorgte.

Erneut mit leichtem Tagesgepäck war die Besteigung des Plattkofels das Ziel des vierten Tages. Es sind zwar nur etwa 700 Höhenmeter von der Hütte bis zum Gipfel, aber der Weg durch ausnahmslos felsiges und steiles Gelände erfordert doch bereits ordentliche Trittsicherheit und Kondition. Bei herrlichem Sonnenschein, nahezu Windstille und tollsten Panoramablicken ringsum auf die Geislergruppe, den Schlern, den Rosengarten und den benachbarten Langkofel fiel die Gipfelrast deutlich länger aus, als es sonst üblich ist.

Der bereits für den Vormittag angekündigte Wetterumschwung kam dann am Abend. Regen und Wind setzten ein. Am Morgen dann trübes Wetter. Schwere Regenwolken sowie kräftige Windböen verhießen nichts Gutes. Trotzdem brach die Gruppe am Morgen mit dem Schlernhaus als Ziel auf. Der kürzeste Weg über die Tierser Alpl Hütte war angesagt. Es kam wie befürchtet. Nach einer halben Stunde Gehzeit setzte Regen ein, der mit sehr wenigen Unterbrechungen bis zur Tierser Alpl Hütte anhielt. Bereits ordentlich durchnässt versuchten alle, sich notdürftig im Gastraum zu trocknen. Eine kurze Aufhellung am Himmel wurde genutzt, um den Weg fortzusetzen. Aber auch diese Aufhellung hielt nur etwa eine dreiviertel Stunde an. Zum dann einsetzenden Regen kam auch noch Gewitter dazu, als man die Schlern-Hochebene erreicht hatte. Beim Dauerregen auf dem technisch einfachen, bei Gewitter aber durchaus auch heiklen Höhenweg zum Schlernhaus wurde dann jeder gründlich durchnässt. Positive Überraschung dann auf der Hütte. Für Schuhe und durchnässte Kleidung wurde ein Trocknungsservice angeboten, der auch reichlich genutzt wurde. Nach dem obligatorischen gemeinsamen Abendessen auf der Hütte folgte dann die zweite Überraschung.

Die beiden langjährigen Organisatoren der Bergwanderwoche, Hubert Seel und Peter Chunsek, hatten bereits im Vorfeld angekündigt, dass dies ihre letzte gemeinsam organisierte Tour sein wird. Mit einer ebenso lustigen wie bewegenden Laudatio bedankte sich Gisela Lehner im Namen aller Teilnehmenden außerordentlich herzlich für 15 Jahre ehrenamtliche Organisation der Bergwanderwoche. Beide haben mit stets perfekter Planung und Führung diese Institution Bergwanderwoche nicht nur zu einem besonderen Erlebnis für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern auch zu einer festen Größe im Jahresprogramm der DAV Sektion Altdorf gemacht. Diesem Dank schloss sich auch der teilnehmende Vorsitzende, Volker Güther, an und machte klar, dass es auch 2023 eine Bergwanderwoche geben wird. Und zwar ganz in der Tradition des von Hubert Seel und Peter Chunsek gepflegten Formates, wenn auch mit neuen Namen in der organisatorischen Verantwortung.
Mit leider einer Ausnahme standen die getrockneten Dinge dann am nächsten Morgen zur Nutzung wieder parat. Wechselhaftes Wetter mit Regenschauern und Gewittereinlagen war angesagt, und die Teilnehmer beschlossen je nach Wagemut unterschiedliche Aktivitäten. Die Optimisten beschlossen den Abstieg zur Seiser Alm und zurück, die Pessimisten die Besteigung des nahen Hausbergs und die dazwischen eine Wanderung auf dem Schlernplateau bis zur Abbruchkante nach Völs. Um es kurz zu machen: Auch die mutigen Besucher der Seiser Alm kehrten praktisch Sekunden vor einem kräftigen Gewitter wieder sicher ins Schlernhaus zurück. Der Tag verlief also deutlich besser als befürchtet.
Am letzten der sieben ereignisreichen Tage konnte die Gruppe bei gutem Wanderwetter noch einmal die Schönheit des Gebietes genießen. Über die Bärenfalle erfolgte der Abstieg nach Weisslahnbad. Zwei Teilnehmer erklärten sich bereit, die in St. Zyprian stehenden Autos zu holen, so dass gegen 13:00 Uhr die Heimfahrt angetreten werden konnte. Ein gemeinsames Essen auf dem Heimweg in Münster im Inntal rundete eine wunderschöne Woche ab. Herzlichen Dank noch einmal an Hubert und Peter, und auf ein Neues in 2023.

Volker Güther, Vorsitzender