Anfahrt Basset de Lona vom Lac du Moiry mit Dent Blanche | © DAV Sektion Altdorf - Jan Kürschner
Panorama von Cabane Becs de bosson | © DAV Sektion Altdorf - Jan Kürschner

WestAlpenX

Wallis

23.07.2023

MTB Westalpenwoche 2023 Wallis

Dieses Jahr führte es die DAV Altdorf Bergradgruppe in Ihrer Westalpenwoche ins schweizerische Wallis, zu dem es ausgezeichnetes Kartenmaterial und Infos in Tourenportalen gibt und zahlreiche Unterkunftshütten bestehen. Ziel war es im Alpinstil, d.h. mit selbstgetragenem 4kg-Rucksack, über hochalpine Pässe und Berge zu radeln. Erschwerend war diesmal allerdings das unbeständige Wetter mit Kaltlufteinbruch.

Zum Start war es noch sonnig und so startete die Einrolltour von Münster im Bezirk Goms (Oberwallis) auf der Nordseite des Wallis Richtung Galmihorngletscher, der schon im April auf Skihochtouren-Woche befahren wurde. Auf felsigem Fahrweg ging es auf 2400 m und auf Wanderwegen zur Sonnenterrasse der Galmihornhütte 2113 m. Dort gab es für die einzigen Gäste interessanten Austausch mit den jungen Hüttenpächtern Franzi und Pius nebst Verwandtschaft.

Doch schon nachts kamen kräftige Schauer runter, so dass der Downhill im Waldbereich mit erdigen und nassen Wurzeln und Felsen herausfordernd war, jedoch ohne Sturzfolgen blieb.

Weiter ging es den Rotten – so heißt im deutschsprachigem Oberwallis die Rhone – hinab, bis eine unübersehbare Regenfront die Gruppe ins Café zwang – die Schweizer Törteli wurden allerdings freiwillig verspeist.
Als die MeteoSwiss-App im 2h Regenradar keine Niederschläge zeigte, wurden mit Sonnenfenstern auf der Wallis-Südseite die alten Römerwege hoch ins malerische Binn-Tal und weiter zum Saflisch-Pass (2558 m) angepackt.

Leider krachte kurz vor der langen grasigen Passhöhe eine Gewitterfront mit Donnerblitz und Hagel auf die Gruppe nieder und die Flucht dauerte endlose 300 Hm bis in die kurzfristig gebuchte Fleschboden-Alpe.
Wieder als (fast) einzige Gäste der Gruppenunterkunft begrüßte Pächter Martin die Gruppe und versorgte diese liebevoll mit warmer Dusche, Wäschetrockner und Pellet-Trockenofen, bevor es ans frisch zubereitete Abendessen und gemeinsamen Austausch ging.

Die Abfahrt am nächsten Morgen nach Brig über 1400 Hm Wanderwege erforderte nochmals viel Einschätzung und Fahrtechnik.

Wegen angekündigter Wetterbesserung ging es wieder auf die Wallis-Nordseite, erst mit öffentlichen Bahnen nach Crans-Montana und dann über Nebensträßchen und Schotterwege Richtung Plaine Morte 2927m, hoch über dem Gletscherplateau des Wildstrubels.

Ein tosender Wildbach konnte noch passiert werden, doch dann wurden die steilen Wege wegen tiefem ausgewaschenen Gesteinsschutt unfahrbar und die ehemalige Gletscherlandschaft konnte lange nur im wandernd betrachtet werden.
Leider hielt sich das Wetter nicht an die Schweizer Wetterprognose und so zog erst Nebel dann Nieselregen auf und mit zunehmender Schiebedauer auch die „Warum??!“-Frage – die Tourenportale verwiesen ja auf die Gondelseilbahn als Aufstiegshilfe. Doch das landschaftsverschandelnde Bauwerk mit Bergstation war schon bald erreicht. Das Bergrestaurant war ohnehin geschlossen und wurde nur als Regenunterstand benutzt. Es wartete noch eine kleine Abfahrt mit Gegenanstieg, der wegen dichten Nebels auch mit Navi-App nur schwer zu finden war.

Schließlich begrüßte Wirtin Anke auf der Wildstubelhütte 2793 m die wieder mal einzigen Gäste – alle anderen hatten abgesagt. Die Gruppe bekam im Gastraum das historische Stübchen mit Speckstein-Holzofen und damit die einmalige Gelegenheit, bei hochsommerlichen 37°C Stubentemperatur das auf der anderen Fensterseite stattfindende Juli-Schneetreiben zu bestaunen.

Bis zum nächsten Tag kamen über 10cm Neuschnee zusammen, in Verwehungen ein Mehrfaches. Zusammen mit weiterhin dichtem Nebel waren das schwierige Verhältnisse für Wegfindung und MTB-Downhill im Steilgelände.

Trotzdem mischten sich immer mehr Fahrpassagen in die Schiebestücke und am Rawilpass konnte bereits auf meist gut fahrbaren weißen Wegen durch die unberührte schwarze Gerölllandschaft gefahren werden.

Als dann die Wolkenlücken zunahmen, trockneten auch die Trails und der Abfahrtsspaß auf abwechslungsreichen Wegen führte durch alle Vegetationszonen, Felswände, Tunnels und Walwege bis ins Rhonetal bei Sion – einer der längsten Single Trail-Abfahrten der Schweiz mit 30 km und 2500 Tiefenmetern.

Nach intensiven 5 Stunden endete der Nur-Abfahrts-Tag in Zug und Postauto nach Zinal auf der Wallis-Südseite.

Der folgende Höhepunkt der Tourenwoche wurde auf den Tag mit den meisten Sonnenstunden gelegt und ging über lange Uphills auf den Corne de Sorebois 2895 m, Lac du Moiry, Basset de Lona 2792 m, nach ganz kurzem Bergsee-baden weiter zum Basset und Pas de Lona 2787 m und schließlich zur Cabane Becs de Bosson 2985 m.


Immer wieder gab es Fotopoints mit den Walliser 4000ern und deren Gletschern. Vor dem Tagesziel zwang allerdings noch ein Gegenanstieg die Gruppe zur Bike-Tragetechnik, dann kam das wirklich überragende Weitwinkelpanorama von Weißhorn bis Mt. Blanc: Bei wolkenlosem Himmel mit allen Farben, die sich zwischen Sonnenuntergang und Mondaufgang dauernd veränderten – was auch im Hüttenraum mit Vollglaswänden allgegenwärtig zu bestaunen war.

Die Abfahrt von 3000 m Höhe bis ins Rhonetal nach Sion führte über sagenhafte 2800 Tiefenmeter über Single Trails - meist nicht breiter als ein Gästehandtuch - durch Hochgebirgslandschaften, Almgelände, Trockenwiesen, enge Schluchten und Waalwege bis Sion Bahnhof.

Eingedeckt mit Verpflegung ging es per Zahnradbahn zurück zum Startpunkt im Oberwallis, vorbei an den zuvor besuchten und noch nicht besuchten Bergen.

Insgesamt gab es viele alpine Eindrücke und Erlebnisse, die lange nachwirken; mentalen Grenzen, die überwunden wurden; Begegnungen mit anderen Sichtweisen und Komfortverzicht, der Daheim-Selbstverständliches wieder schätzen lernt.
Weitere Angebote dazu in unserem Programm.